Anbiederung in Blau - Kickl schreibt Liebesbrief an die Industrie
FPÖ-Chef Herbert Kickl hat seinen Traum vom Kanzler noch nicht aufgegeben. Während ÖVP, SPÖ und NEOS Regierungsverhandlungen gestartet haben, flirtet er die Industriellenvereinigung an und wirbt dort für Schwarz-Blau.
„Jetzt ist es an der Zeit (…), das Gemeinsame und nicht das Trennende in unseren Parteien zugunsten Österreichs in den Vordergrund zu stellen“, schreibt Kickl in einem zweiseitigen Schreiben an Spitzenfunktionäre der Industriellenvereinigung, darunter die vier IV-Präsidiumsmitglieder von Präsident Georg Knill abwärts sowie die neun Landespräsidenten.„Länder zeigen, wie fruchtbar eine Zusammenarbeit sein kann“Die schwarz-blauen Regierungsbündnisse in Oberösterreich, Niederösterreich und Salzburg würden zeigen, schreibt Kickl in dem Brief, aus dem „Trend“-Autor Josef Votzi zitiert, „wie fruchtbar eine Zusammenarbeit sein kann. Diese Koalitionen sind der lebende Beweis dafür, dass unser Land stark und erfolgreich regiert werden kann, wenn zwei patriotische Kräfte an einem Strang ziehen.“ Die süßen Worte des FPÖ-Chefs passen allerdings nicht zu den Handlungen der Blauen.Hier sehen Sie den Brief von Herbert Kickl an die Industriellenvereinigung.Stimmung zwischen FPÖ und ÖVP ist frostigErst bei der vergangenen Nationalratssitzung am Mittwoch hat die FPÖ-Spitze mit Kickl und General Michael Schnedlitz nicht nur alle anderen Fraktionen als Einheitspartei beschimpft, sondern auch für einen großen Eklat gesorgt mit der Aussage, das Parlament sei in der Corona-Zeit zum Teil ausgeschaltet worden. Gerade zur ÖVP, mit der Kickl vermeintlich koalieren will, ist das Verhältnis von tiefer Abneigung geprägt. Das war auch in der Sitzung deutlich spürbar.Anleihe bei Donald TrumpZurück zum Brief: Der FPÖ-Partei- und -Klubchef wirbt „als klarer Sieger der Nationalratswahl“ bei den Industriespitzen unverhohlen darum, ihren Einfluss in der ÖVP geltend zu machen, damit Blau und Schwarz künftig auch österreichweit an einem Strang ziehen. „Nur in einer Allianz mit der FPÖ kann die ÖVP jene Stärke entfalten, die unsere Heimat verdient. Gemeinsam können wir Österreich wieder groß machen“, garniert Kickl sein Werben um die IV-Obersten mit einer Anleihe bei Donald Trump.IV verfolgt Entwicklungen „mit hoher Aufmerksamkeit“Die IV selbst kommentierte den Brief sehr nüchtern. Man verfolge die aktuellen politischen Entwicklungen mit hoher Aufmerksamkeit. „Es liegt nun an den verhandelnden Parteien, Möglichkeiten zur konstruktiven Zusammenarbeit zu finden, um die aktuellen Herausforderungen in Angriff zu nehmen. Eine Reduktion der Kostenlast, der teilweise absurden Bürokratie und Wachstumsimpulse müssen für den Standort im Mittelpunkt stehen.“